Wie kommt es zum "Picky Eating" (=vermeidend-restriktive Essstörung, stark eingeschränktes Essverhalten)
- Und was haben traumatische Erlebnisse, frühkindliche Reflexe und pathological demand avoidance (PDA) damit zu tun? -
In meiner Arbeit als ganzheitliche Kindertherapeutin begegne ich häufig Kindern, die ein restriktives Essverhalten zeigen. Besonders auffällig ist, dass sie neue oder unbekannte Nahrungsmittel konsequent ablehnen. Bei der Betrachtung der zugrunde liegenden Ursachen spielen frühkindliche Reflexe, wie der Moro- und der Furcht-Lähmungs-Reflex, oft eine entscheidende Rolle. Insbesondere wenn traumatische Erlebnisse die natürliche Integration dieser Reflexe stören, entstehen sensorische und emotionale Herausforderungen, die weit über das Essverhalten hinausgehen können.
Frühkindliche Reflexe und ihre Bedeutung
Frühkindliche Reflexe sind automatische, neurologische Reaktionen, die bei Neugeborenen als Überlebensmechanismen dienen. Sie sollten im Verlauf der Entwicklung integriert werden, um das Nervensystem auf die komplexeren Anforderungen des Lebens vorzubereiten, können aber mitunter persistieren, also länger als physiologisch wirken.
Traumatische Erlebnisse und Reflexintegration: Traumatische Erlebnisse, insbesondere in der frühen Kindheit, können die natürliche Integration dieser Reflexe beeinträchtigen. Kinder, die solchen Stress erfahren, entwickeln oft Schutzmechanismen, um mit ihren Gefühlen und äußeren Einflüssen umzugehen. Diese Mechanismen können die Integration der Reflexe blockieren, wodurch das Nervensystem in einem „Alarmmodus“ verharrt.
Der Furcht-Lähmungs-Reflex entsteht bereits im Mutterleib und dient als primäre Schutzreaktion. Wird er nicht vollständig integriert, zeigt sich dies häufig in übermäßiger Angst, einem verstärkten Rückzugsverhalten und einer tief verankerten Stressreaktion.
Der Moro-Reflex (auch als Schreckreflex bekannt) wird durch plötzliche Reize ausgelöst und sollte idealerweise bis zum sechsten Lebensmonat integriert sein. Ein nicht integrierter Moro-Reflex kann jedoch zu Überempfindlichkeit gegenüber sensorischen Reizen, Angst und Schwierigkeiten führen, sich auf Veränderungen einzulassen. Dies zeigt sich oft in einer Ablehnung neuer Erfahrungen, einschließlich unbekannter Lebensmittel. Denn ein nicht integrierter Moro-Reflex kann bei Kindern zu sensorischen Überempfindlichkeiten führen. Bestimmte Geschmäcker, Texturen oder Gerüche werden als unangenehm oder überwältigend empfunden, was dazu führt, dass neue oder unbekannte Nahrungsmittel strikt abgelehnt werden. Besonders in der sogenannten "Moro Phase 2" zeigt sich diese Verhaltensweise deutlich, da das Kind versucht, sich durch (teils vehemente) Abwehr vor sensorischer Überlastung zu schützen.
Restriktives Essverhalten und PDA:
Ein weiteres Phänomen, das oft in Zusammenhang mit nicht integrierten Reflexen (oft mit Phase 2 des Moro-Reflexes) steht, ist Pathological Demand Avoidance (PDA). Kinder mit PDA zeigen eine extreme Vermeidung alltäglicher Anforderungen und Erwartungen, was durch die sensorischen Überempfindlichkeiten und Ängste, die aus nicht integrierten Reflexen resultieren, verstärkt werden kann.
Ganzheitliche Ansätze zur Reflexintegration und Traumaheilung
In meiner Praxis wende ich verschiedene Methoden an, um die Integration frühkindlicher Reflexe zu fördern und gleichzeitig traumatische Erlebnisse zu verarbeiten:
Schmerzfreie Akupunktur: Mithilfe schmerzfreier Akupunkturtechniken können traumatische Erinnerungen sanft verarbeitet und emotionale Blockaden gelöst werden. Akupunkturpunkte, die speziell auf die Regulierung von Angst und Stress ausgerichtet sind, fördern die Heilung und unterstützen das Kind dabei, ein Gefühl der Sicherheit und Stabilität zu entwickeln.
Phonophorese: Bei der Phonophorese werden schwingende Stimmgabeln mit heilenden Frequenzen auf Akupunkturpunkte gesetzt. Diese Therapie genießen Kinder besonders, weil die Vibration der Stimmgabeln deutlich spürbar ist und sich auch sehr angenehm anfühlt. Durch gezielte Punktkombinationen wird das Nervensystem sanft schrittweise in einen Zustand der Regulation gebracht, wodurch sich die Reflexe besser integrieren lassen.
Quantum Reflex Integration (QRI): Diese Methode kombiniert gezielte Bewegungsübungen mit der Anwendung von Kaltlasertherapie, um neuronale Verbindungen zu stärken und die Reflexintegration zu beschleunigen. QRI hilft dabei, das Nervensystem zu beruhigen und die körperliche sowie emotionale Regulation zu verbessern.
Fazit: Traumatische Erlebnisse und nicht integrierte frühkindliche Reflexe wie der Moro- und der Furcht-Lähmungs-Reflex können tiefgreifende Auswirkungen auf das Essverhalten und das Verhalten im Allgemeinen haben. Durch ganzheitliche Ansätze wie die schmerzfreie Akupunktur, Phonophorese und die Quantum Reflex Integration kann das Nervensystem beruhigt und die Reflexintegration gezielt unterstützt werden.
Es ist mein Ziel, gemeinsam mit den Familien individuelle Lösungen zu finden, die die Lebensqualität und das Wohlbefinden der Kinder nachhaltig verbessern. Die Kinder haben bei mir ein Mitbestimmungsrecht bezüglich der Auswahl der Methoden. So kann ich oft auch anfangs skeptische oder ablehnende Kinder für die Therapie gewinnen. Zudem merken sie meist schnell, wie die angewandten Methoden ihr Nervensystem reguliert und sind alleine dadurch schon kooperativ.